Das Orientierungspraktikum

Worum geht es?

Um erste Eindrücke des Berufes zu bekommen, den wir erlernen, steht zwischen dem 2. und 3. Semester in der Vorlesungsfreienzeit im Sommer steht das Orientierungspraktikum an. In der Studienordnung der Erziehungswissenschaften sind unsere Module, die wir während des Studiums absolvieren müssen, aufgeführt. Sie sind ein Beispiel dafür, wie Kurse belegt werden könnten, um das Studium in Regelstudienzeit zu beenden. Das Orientierungspraktikum ist ein Teil des Modules „BWP0EP Erkundung im berufs- und wirtschaftspädagogischen Praxisfeld“. In diesem Beitrag erfährst Du, wie das Praktikum abläuft, was das Ziel, wie Kommilitonen ihr Praktikum wahrgenommen haben und bekommst die wichtigen Links, die Du für Dein Praktikum einmal brauchen wirst. Wir wünschen Dir viel Freunde beim Lesen!

Die Rahmenbedingungen

Das Praktikum geht über 4 Wochen und umfasst mindestens 12-15 Stunden pro Woche. Dabei sollen wir Studierenden im Unterricht Hospitieren sowie Konferenzen und Teamsitzungen besuchen, um einen Einblick in den Lehrendenberuf und dessen Alltag zu erhalten. Um auch erste praktische Erfahrungen zu sammeln, dürfen wir in der Zeit zwei „begrenzte Unterrichtsvorhaben“ durchführen. Dabei geht es nicht darum, dass wir eine ganze Unterrichtstunden planen, es reicht auch ein Unterrichtseinstieg oder eine kurze Inputphase. Es soll uns ein erstes Gefühl dafpr geben, wie es ist, vorne als Lehrperson zu agieren.

Die berufsbildende Schule, die wir besuchen, suchen wir uns selber aus und fragen an, ob wir einen Praktikumsplatz bekommen könnten. Um optimal auf das Praktikum vorberietet zu sein, haben wir im zweiten Semester ein vorbereitendes ein Seminar, indem wir über Beobachtungsschwerpunkte sprechen und uns gemeinsam auf das Praktikum vorzubereiten. Das Schöne dabei ist, dass wir nicht nach Fachrichtungen aufgeteilt werden, sondern mit verschiedenen GWL Studierenden lernen. Abschließen folgt im dritten Semester einen Auswertungstermin unserer Eindrücke aus dem Praktikum.

Einblicke von Praktikant:innen

Neugierig geworden? Anbei berichten vier unserer Praktikant:innen aus dem Sommer 2024, was sie in ihrem Orientierungspraktikum erlebt haben. Klicke für die Antworten auf die jeweilige Frage, um sie angezeigt zu bekommen.

01 Maximilian, Elektro- und Informationstechnik

01 In welcher Schule hast du dein Praktikum gemacht?

BEA BS22 – Berufliche Schule Energietechnik Altona

02 Welche positiven (oder negativen) Überraschungen hast du während deines ersten Praktikums erlebt?

Positiv hat mich überrascht, dass die Schüler in der Berufsqualifizierung und der Ausbildungsvorbereitung Migration den Lehrern mit viel Respekt und Dankbarkeit entgegengetreten sind.
Desweiteren dachte ich, dass es ein komisches Gefühl sein wird mit Auszubildenden zuarbeiten, die älter sind als man selbst, doch dieses Gefühl hat sich nicht bestätigt. Wenn man die Inhalte, die man vermittelt mit eigenem Fachwissen stützt, wird man schnell respektiert.
Negativ hat mich überrascht, dass Schüler circa 13 bis 18 Tage pro Block in der Berufsschule sind und in dieser kurzen Zeit mindestens eine benotete Leistung pro Unterrichtsfach generiert werden muss.

03 Welche Methoden oder Ansätze aus deinem Studium konntest du im Praktikum beobachten?

Ich konnte in den Klassen der Berufsqualifizierung und Ausbildungsvorbereitung stark das Konzept des gegenseitigen Helfens unter den Schülern sehen. Die unterschiedlichen Lernniveaus konnte man hier gut beobachten und oft hat das Erklären oder gemeinsame Arbeiten an einem Problem den Schülern viel gebracht.
Im ersten Lehrjahr der Elektriker konnte ich den Ansatz beobachten von der Theorie zur Praxis und von der Praxis zur Theorie. Der Aufbau eines einfachen Schaltkreises mit Schalter und Verbraucher wurde erst ausprobiert und im Nachhinein gezeichnet, daraufhin erweitert und dann der Versuchsaufbau erweitert.

04 Wie haben sich die Unterrichtsvorhaben für dich angefühlt?

Die Unterrichtsvorhaben fand ich super. Die ersten Erfahrungen zu machen und sich selbst auch zu hinterfragen, ob das der richtige Beruf für einen selbst ist. Ich habe mich am Anfang unsicher gefühlt, eher wie bei einem Vortrag, doch nach ca. 15 Minuten hatte ich in der Klasse ein gefestigteres Gefühl und konnte es genießen mich als Lehrperson auszuprobieren.

05 Was war dein größter Erfolg während des Praktikums, und was hast du daraus gelernt?

Mein größter Erfolg war es, dass ich Auszubildenen im zweiten Lehrjahr etwas beibringen konnte. Als gelernter Fachinformatiker hatte ich im 1. Semester meine erste und bisher einzige Elektrotechnik-Veranstaltung und konnte trotzdem bei theoretischen Aufgaben weiterhelfen. Gelernt habe ich, dass ich mich vor diesem Fachbereich nicht verschließen brauche, es Spaß macht und es mich motiviert hat in meinen kommenden Veranstaltungen mehr Fachwissen in der Elektrotechnik zu sammeln.

06 Wie hat sich deine Sicht auf den Lehrberuf nach diesem Praktikum verändert?

Für mich hat sich Bestätigt, dass der Teil des Lehrberufes, in dem man vor der Klasse steht für alle Lehrpersonen der Beste ist. Im späteren alltäglichen Lehren kommt es viel mehr auf die Methode und das Miteinander an als das Fachwissen.
Durch das Praktikum kann ich besser einschätzen, welche weiteren Aufgaben Lehrpersonen haben und wieviel Aufwand ungefähr dahinter steht zum Beispiel bei: Vorbereitung, Tests entwickeln, Tests auswerten, Teambesprechungen und Kontakt mit Ausbildern.
Durch die vielen Gespräche konnte ich auch einen Einblick bekommen, welche weiteren spannenden Aufgaben Lehrpersonen in einer Schule übernehmen können.

07 Was würdest du zukünftigen Praktikant:innen mitgeben?

Geht offen an jeden Unterricht ran und lasst euch eventuell vorher kurz sagen, in was für eine Klasse ihr jetzt kommt.
Führt viele Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern, um mehr über den Beruf zu erfahren. Sucht euch eine andere Berufsschule als die, an der ihr selbst wart. Nutzt das Unterrichtsvorhaben, doch lasst euch davon nicht stressen. Es ist eher, um ein Gefühl vor einer Klasse zu bekommen und den Beruf auszutesten.


02 Ann-Kathrin, Medientechnik

01 In welcher Schule hast du dein Praktikum gemacht?

BS14, Berufliche Schule ITECH Elbinsel Wilhelmsburg

02 Welche positiven (oder negativen) Überraschungen hast du während deines ersten Praktikums erlebt?

Ich bin positiv überrascht, mit welcher Herzlichkeit und Offenheit ich mitgenommen wurde. Viele Lehrkräfte boten mir an, sie in ihrem Unterricht zu begleiten. Es gab keinen Tag, an dem mir langweilig wurde, weil ich so viel sehen und auch ausprobieren durfte. Die Schule hatte es richtig gut organisiert, dass ich einem Lehrerteam zugeordnet wurde. Dort hatte ich meine sichere Anlaufstelle und wurde von ihnen in andere Bereiche der Schule vermittelt. Auch meine begrenzten Unterrichtsvorhaben durfte ich in dem Team halten, was mir sehr viel Freude bereitet hat. Zu Beginn des Seminar war ich etwas nervös als ich hörte, ich solle vor einer Klasse stehen. Doch die Nervösität legte sich während des Praktikums schnell und ich hatte nachher richtig Freude auf der Seite einer Lehrkraft. Das Praktikum tat mir in meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung richtig gut.

03 Welche Methoden oder Ansätze aus deinem Studium konntest du im Praktikum beobachten?

Im Studium hören wir häufig, dass es unsere Aufgabe ist, Schüler:innen zu handlungsfähigen Individuen zu lehren. Mit tollen Projektarbeitn, einem gut angelegten Lern-Management-System (Moodle), fachlichen Inputs und vielen Reflexionsgesprächen konnte ich sehen, wie sich Schüler:innen eigenständig und gemeinsam neues Wissen aneigneten (welches die Lehrkräfte in Moodle oder in Inputs zur Verfügung stellen) und über ihren Lernprozess reflektieren. Die konstruktivistische Lerntheorie wurde hier also sehr gut sichtbar.

04 Wie haben sich die Unterrichtsvorhaben für dich angefühlt?

Es hat richtig Spaß gemacht, sich zu überlegen, wie man Lerninhalte vermitteln möchte. Wie hätte ich dieses Thema gerne in der Schule gesehen? Wo finde ich gut Quellen, die ich nutzen kann? Wo stehe ich im Raum während meines Inputs? Viele Fragen die sich während des Praktikums nach und nach klärten. Auch einen Input zu zweit zu planen war neu und spannend für mich, hat aber viel Spaß gemacht. Ich erhielt gutes und konstruktives Feedback sowohl von den Schüler:innen als auch von den Lehrkräften. Nun weiß ich, woran ich noch arbeiten kann. Besonders schön fand ich, dass mir die Lehrkräfte zu keinem Zeitpunkt Druck gemacht haben. Sie unterstützen mich und gaben mir alle Freiheiten um mich auszuprobieren. Das war wirklich richtig schön, so die ersten Erfahrungen zu sammeln.

05 Was war dein größter Erfolg während des Praktikums, und was hast du daraus gelernt?

Mein persönlich größter Erfolg war, dass ich mich in meiner Entscheidung Berufsschullehrerin zu werden bestärkte. Es ist genau das, was ich einmal machen möchte. Ich liebe die Vielfalt an Unterrichtsmöglichkeiten und Schulformen in denen ich später einmal unterrichten darf. Durch das Praktikum weiß ich, dass ich auf dem für mich richtigen Weg bin und habe nun während des Studiums ein klareres Bild von meinem Ziel vor Augen.

06 Wie hat sich deine Sicht auf den Lehrberuf nach diesem Praktikum verändert?

Die Vielfalt die der Beruf mitbringt setzt voraus, dass ich als Lehrkraft flexible bin. Am Morgen Unterricht in einer selbstmotivierten Klasse eines Ausbildungsberufes hat ganz andere Ansprüche an mich als Unterricht in der Ausbildungsvorbeitung (AV) oder gar in der Ausbildungsvorbeitung Migration (AVM). Ich finde diesen Wechsel der Ansprüche und den Aufwand an Unterrichtsvorbereitung total spannend und kann verstehen, warum wir dafür einen so langen Ausbildungsweg gehen müssen.

07 Was würdest du zukünftigen Praktikant:innen mitgeben?

Trau dich! Stell Fragen, geh ins Gespräch mit Lehrkräften und Lernenden. Nimm so viele Angeboten an, wie es nur geht. Der Beruf ist super vielseitig und es ist ein wahres Privileg, so viele Lernenden auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Ich persönlich würde den Tipp geben eine andere Schule zu besuchen, als an der man selbst gelernt hat. So erhältst du neue Blicke. Ich zum Beispiel war an einer Schule, die keine Medientechnikberufe ausbildet und war froh, dass ich mich so auf den Unterricht und nicht auf den Inhalt konzentriert habe. Vor allem aber möchte ich mit auf den Weg geben, das Praktikum für dich zu nutzen. Es kann dir wirklich helfen zu sehen, worauf du hinarbeitest :).


03 Fred1, Bautechnik

01 In welcher Schule hast du dein Praktikum gemacht?

Bleibt annonym 🙂

02 Welche Methoden oder Ansätze aus deinem Studium konntest du im Praktikum beobachten?

Es gab immer wieder Situationen bei denen mir Methoden aus dem Studium aufgefallen sind. In der Berufsschule, in der ich mein Praktikum absolviert haben, wurden viele Projektarbeiten durchgeführt. Bei den Projekten stand meistens das didaktische Prinzip der Handlungsorientierung, das exemplarischen Lernen oder das problemorientierte Lernen im Mittelpunkt. Auffällig war außerdem, die fachübergreifende Verknüpfung von Inhalten.

03 Wie haben sich die Unterrichtsvorhaben für dich angefühlt?

Zu Beginn war ich ein wenig nervös, da ich die Klasse, in der ich mein erstes Unterrichtsvorhaben durchgeführt habe, nur einmal gesehen habe. Nachdem die Stunde begonnen hatte, verflog die Nervosität sofort und es entwickelte sich ein Gefühl der Freude und Begeisterung, als ich mit den Lernenden in den Austausch gegangen bin.

04 Was war dein größter Erfolg während des Praktikums, und was hast du daraus gelernt?

Durch das Praktikum wurde der eingeschlagene Weg des Lehramtstudiums bestärkt, was ich als größten Erfolg sehen würde.

05 Wie hat sich deine Sicht auf den Lehrberuf nach diesem Praktikum verändert?

Vom Vollprofi als Schüler zum orientierenden Studenten.

Während des Praktikums gab es einige interessante Einblicke, die mir eine neue Perspektive ermöglicht haben, in Bezug auf Unterricht, der Tätigkeit der Lehrkraft und der Institution Schule.
Vor allem war es interessant, die Perspektive zu wechseln. Ich habe 16 Jahre meines Lebens in der Schule, als Schüler verbracht und dachte ich weiß doch wie der Unterricht abläuft, also wie „Schule funktioniert“. Durch die unterschiedlichen Perspektiven, aus dem Lehrkräftezimmer, den Unterrichtseinheiten aber auch den Einblicken, wie eine Schule als Institution funktioniert, haben meinen Blick auf die Tätigkeit als Lehrkraft verändert. So wusste ich im Vorfeld nicht, dass die Lehrkräfte auch in die Schulentwicklung aktiv integriert sind.

Die Unterrichtseinheiten, die ich selbst durchgeführt aber auch die ich beobachtet habe, haben mir aufgezeigt, dass ich noch vieles Lernen muss, um eine gute Lehrkraft zu werden. Dabei handelt es sich nicht nur um Inhalte, welche noch im laufenden Studium behandelt werden, sondern auch persönliche Entwicklungen abseits des Studiums.

06 Was würdest du zukünftigen Praktikant:innen mitgeben?

Genießt das Praktikum und nehmt eine aktive dabei Rolle ein. Fordert die Integration der eigenen Person, in alle schulischen Aktivitäten, ein. Geht unvoreingenommen in das Praktikum, um die unterschiedlichen Eindrücke ungefiltert auf euch wirken zu lassen.


Unsere Tipps zusammengefasst

  • Seid offen und unvoreingenommen für neue Eindrücke
  • Geht ins Gespräch mit den Lehrenden aber auch Lernenden
  • Sucht euch vielleicht eine andere Berufsschule als die eigene
  • Fordert die Integration in alle schulischen Aktivitäten ein
  • Nutzt das Unterrichtsvorhaben, doch lasst euch davon nicht stressen
  • Nutze das Praktikum für dich und genießt die Zeit 🙂

Nice to have

Die Praktikumsbescheinigung über das Ableisten des Orientierungspraktikums muss dem Erkundungsbericht beigelegt werden. Hier findest du Informationen, Anschreiben und Begleitschreiben zum Praktikum sowie die Anforderungen an den Praktikumsbericht.

  1. Name wurde geändert ↩︎